»Königin der Instrumente«

Über die Veranstaltung

Sie bildet das prachtvolle Zentrum der geschichtsträchtigen Stadthalle Görlitz: Die Sauer-Orgel aus dem Jahr 1910 ist die letzte ihrer Art, die seit nunmehr 111 Jahren unverändert erhalten geblieben ist. Anlässlich des Tags des offenen Denkmals, der darüber hinaus der »Königin der Instrumente« gewidmet ist, öffnet die Stadthalle ihre Türen, um allen Interessierten die mitreisende Kraft ihrer Klangschönheit vor Ohren zu führen. Mit diesem Konzert knüpft das Lausitz Festival ein geistiges Band zu den Schlesischen Musikfesten, für die die Stadthalle Görlitz seinerzeit geplant und errichtet wurde. 

 

Richard Bartmuss (1859–1910)

Präludium d-Moll, op. 36 Nr. 1

Duett, op. 36 Nr. 3

Josef Gabriel Rheinberger (1839–1901)

Orgelsonate Nr. 8 in e-Moll, op. 132

Fuge – Intermezzo – Scherzoso – Passacaglia
 

Richard Bartmuss wurde 1859 in Schleesen bei Oranienburg geboren und trat nach seinem Studium am Berliner Königlichen Institut für Kirchenmusik 1885 den Dienst als Organist an der Schlosskirche St. Marien in Dessau an. Er galt als herausragender Orgelimprovisator und zählte zu den meistaufgeführten Komponisten seiner Zeit im Bereich der evangelischen Kirchenmusik. Das Präludium d-Moll entstammt den Zehn Charakterstücken, op. 36. Es ist durch die Manualwechsel klar gegliedert und basiert im Wesentlichen auf einem einzigen Motiv, das konsequent verarbeitet wird und das gesamte Stück durchzieht. Das folgende Duett ist derselben Sammlung entnommen. Im Gegensatz zum Präludium besitzt es einen sehr lyrischen Charakter und erinnert an Felix Mendelssohn Bartholdys »Lieder ohne Worte«. Auch dieses Stück ist formal und thematisch klar strukturiert; eine ruhige Melodie spinnt sich über eine bewegte Begleitstimme, zunächst einstimmig, später dann im Duett mit einer weiteren Stimme.

 

Josef Gabriel Rheinberger wurde in Vaduz, Liechtenstein, geboren und begann bereits als Zwölfjähriger sein Studium am Konservatorium in München. Er blieb zeitlebens in dieser Stadt, in der er neben verschiedenen Anstellungen (u.a. als Hofkapellmeister) auch Professor für Komposition und Orgelspiel an der Königlichen Musikschule war und als Lehrer hohes Ansehen genoss. Zu seinem umfangreichen kompositorischen Schaffen zählen u.a. 20 große Orgelsonaten. In der Sonate e-Moll op. 132 greift Rheinberger auf zwei ursprünglich barocke Formen zurück: eine Fuge im ersten und eine Passacaglia (Variationen über ein Bassthema) im letzten Satz. Eingerahmt werden die beiden Ecksätze von einer Introduktion vor der Fuge, die am Ende der Passacaglia wieder aufgegriffen wird und so der ganzen Sonate ihre Geschlossenheit verleiht. Dazwischen erklingt ein ruhiges, lyrisches Intermezzo und ein im Kontrast dazu recht ungestümes Scherzoso. Rheinberger schöpft die dynamischen Möglichkeiten der Orgel in ihrer ganzen Bandbreite – vom Pianissimo bis hin zum vollen Werk – aus, wofür die Sauer-Orgel der Görlitzer Stadthalle die idealen Voraussetzungen bietet, nicht zuletzt dank der Intonation der einzelnen Register, die ganz in der Tradition der deutschen romantischen Orgel des 19. Jahrhunderts steht.
 

Eintritt frei – solange die Plätze reichen