Mitfiebern. Die Kolumne

Zwischen Programmidee und Veranstaltung gibt es eine Menge praktischer Fragen zu klären.

Welchen Probenvorlauf braucht die Produktion? Wo bauen wir – in einer Industriehalle, die nicht als Veranstaltungsstätte konzipiert ist – die Garderoben auf? Gibt es im Ort nach einem langen Proben- oder Vorstellungstag noch offene Restaurants, wo sich die Künstler:innen aus Georgien, Großbritannien oder Berlin stärken können? Wie lassen sich Anfahrtswege – denn die Lausitz ist groß – möglichst kurzhalten?

Diese Fragen zu klären bringt uns als Künstlerisches Betriebsbüro in den Austausch mit einer Vielzahl an Menschen: Agent:innen, Sänger:innen, Schauspieler:innen, Tänzer:innen, Musiker:innen, aber auch Kreativschaffenden, Spielstättenpartner:innen, Gemeinden, Behörden, Dienstleister:innen im Bereich Tourismus, Gastronomie sowie Merchandise und vielen anderen. Indem wir jedes Kunstereignis akribisch vorausplanen – das Flugticket aus Indien, den Fön für den langhaarigen Cellisten, der sich in den Pausen das verschwitzte Haar trocknen muss, das Catering für das Publikum – entstehen Verbindungen im Kleinen; und über das gemeinsame Wollen für das Festival und seine Programmatik im Großen entstehen Synergien, die sich nicht vorausplanen lassen – und welche im Idealfall dazu führen, dass ein ganzer Ort, eine ganze Region auf eine Veranstaltung hinfiebert. So ein Beispiel war und ist für mich Cunewalde, ein malerischer Ort mit Menschen, die ich als sehr warmherzig und zupackend erlebt habe. Sie alle – die Kirche, die Gemeinde, die Gastronomen und Ortsansässigen – beweisen uns jedes Jahr, mit wieviel Engagement und Freude sie dem Festival entgegensehen und Dinge für die Kunst möglich machen.

Hinter den Kulissen im Theater

Dieses Jahr wird das Festival die Theatersparte weiter ausbauen und eine bisher noch nicht dagewesene Anzahl an Originalproduktionen verschiedener Genres auf die Beine und auf die Bühne stellen. Die Vorbereitungen dafür sind in vollem Gange, erste Produktionsideen gewinnen an Tiefenschärfe und mit jedem Detail, was hinzukommt – von der Künstler:in, die für die letzte offene Partie besetzt wurde, dem Probenraum, der gefunden ist, dem Stuhl, der ins Bühnenbild passt bis hin zum wasserdichten Ablaufplan, füllt sich der Produktionstitel mit Leben, gewinnt an Geschmack, entwickelt ein Gefühl, welches das spätere Kunsterlebnis erahnen lässt.

Ohne mitfiebernde Partner:innen wäre das sicher undenkbar – hier wird ein Theaterfundus für uns geöffnet, da ein Genehmigungsverfahren beschleunigt – einige Partner:innen passen sogar ihre Urlaubspläne an unsere Produktionspläne an, um beispielsweise einen kompletten Produktionszeitraum von einem Monat im Hochsommer begleiten zu können. Was am Ende entsteht, ist vielmehr als nur das Produkt einer einzelnen Künstler:in, sondern das Gemeinschaftswerk einer ganzen Region.

Bis es so weit ist, gibt es noch viel zu tun. Lasst es uns anpacken – und im Sommer gemeinsam über das Ergebnis staunen!

 

Eine Kolumne von Susanne Schmieder