»Es kotzt mich an. Ihr Kroppzeug!« – Forster Bürger proben den Coriolan (Uraufführung)
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Beginn
19:00 Uhr
Ende
21:00 Uhr
Die Geschichte vom Aufstieg und Fall des großen Individualisten Coriolanus ist faszinierend und brandaktuell. Cajus Marcius, nach dem Sieg bei der Stadt Corioli mit dem Zunamen Coriolanus versehen, ist ein scheinbar unbezwingbarer und grenzenlos stolzer Krieger; ein freies Radikal und ein radikal Freier, der die Spielregeln und gemeinschaftsstiftenden Gepflogenheiten der Römischen Republik zutiefst verachtet. Nach der Unterdrückung eines Hungeraufstands der Plebejer und dem Sieg über die benachbarten Volsker strebt er das höchste politische Amt des Konsuls an. Doch wählen lassen möchte sich Coriolanus nicht, denn er hält sich für auserwählt. Um seine Unabhängigkeit nicht aufgeben und sich nicht unterordnen zu müssen, begeht er einen verhängnisvollen Verrat…
Viele Autoren widmeten sich dieser herausfordernden und provokanten Figur: William Shakespeare in seiner Römertragödie »Coriolanus«, Bertolt Brecht in seiner Bearbeitung des Shakespeare-Stücks »Coriolan«, Plutarch in seiner Biografie, T.S Eliot in Gedichten und Günter Grass und Heiner Müller in ihren Theaterstücken »Die Plebejer proben den Aufstand» und »Germania 3«, in denen Theaterproben zum Brecht-Stück »Coriolan« stattfinden und von der gesellschaftlichen Wirklichkeit eingeholt und gewissermaßen selbst auf die Probe gestellt werden. Historisch entsteht die republikanische Demokratie u.a. aus der Überwindung eines Herrschertyps, wie ihn Coriolanus verkörpert; heutzutage arbeiten neue Coriolane weltweit an der Überwindung demokratischer Gemeinwesen.
Anlass genug, den autokratischen Patrizier und freiheitlichen Egomanen Coriolanus in einem vielstimmigen Theaterabend in den Blick zu nehmen. Jürgen Kuttner, Kulturwissenschaftler, Radiomoderator und Theaterkünstler, entwickelt und inszeniert »Es kotzt mich an. Ihr Kroppzeug!« in Forst und nähert sich der komplexen Figur aus verschiedenen Richtungen an. In seinen Theaterarbeiten und theatralischen Soloabenden widmet sich Kuttner immer wieder gesellschaftlichen, kulturellen, politischen und künstlerischen Phänomen, Themen und Fragestellungen und knüpft auf unterhaltsame Weise Verbindungen zwischen Naheliegendem und Entlegenem. (Zwischen 2018 und 2020 trat er etwa am Staatstheater Cottbus mit seinen »Videoschnipseln« auf.) In einer Mischung aus Show, Revue, Bühnenessay, Theaterstück und Vortragsabend entstehen so vielgestaltige Netzwerke aus Lebens- und Kunstwelten. In verschiedenen künstlerischen und theatralischen Ausdruckformen mäandert Kuttner durch Geschichte und Geschichten und wirft erhellende Schlaglichter auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Zusammen mit vertrauten und neuen künstlerischen Partnern und einem Bürgerchor aus Forst und Umgebung sammelt Kuttner Splitter des Coriolanus-Stoffes, wirft und schüttelt sie durcheinander und bringt sie in kaleidoskopartigen Konstellationen zur Anschauung. Bruch- und Fundstücke von der Antike bis heute werden in dieser hybriden Theaterarchäologie vorgestellt. Als Spielstätte von »Es kotzt mich an. Ihr Kroppzeug!« fungiert der multifunktionale Veranstaltungssaal im ehemaligen Grand Hotel und späteren Kulturhaus »Forster Hof« in Forst, in dessen Architektur und Nutzungsgeschichte sich eine besondere Verbindung von Kunst, Politik und Soziokultur manifestiert und den das Lausitz Festival durch sein Theaterprogramm wiederbelebt.
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Peter René Lüdicke
Peter René Lüdicke erhielt seine Schauspielausbildung von 1981 bis 1985 an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Er war an zahlreichen Theatern engagiert, so an der Volksbühne Berlin, am Schauspiel Frankfurt, dem Staatstheater Hannover, dem Staatstheater Kassel, der Neuen Bühne Senftenberg, dem Theater Magdeburg, dem Schauspielhaus Zürich, dem Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und dem Maxim-Gorki-Theater in Berlin.
Von 2008 bis 2013 war er festes Ensemblemitglied am Centraltheater Leipzig. Dort spielte er in »Der gute Mensch von Sezuan«, »Der Zauberberg«, »Fanny und Alexander«, »Paris, Texas«, »Pension Schöller« sowie »Publikumsbeschimpfung«. Von 2013 bis 2018 gehörte er als festes Mitglied dem Ensemble des Schauspiel Stuttgart an.
Lüdicke arbeitete u. a. mit den Regisseuren Frank Castorf, Andreas Kriegenburg, Sebastian Hartmann, Leander Haußmann, Martin Laberenz, Sebastian Baumgarten, Robert Borgmann, Amina Gusner, Armin Petras, Luk Perceval und Claus Peymann zusammen. Mit Katja Riemann stand er u. a. in »Hedda Gabler« im Hans Otto Theater in Potsdam sowie in »Szenen einer Ehe« in der Komödie am Kurfürstendamm auf der Bühne.
Seit der Spielzeit 2019/20 ist Lüdicke festes Ensemblemitglied am Deutschen Theater Berlin. Neben seinen Engagements am Theater spielte Lüdicke immer wieder in Film- und Fernsehproduktionen, u. a. im »Polizeiruf 110«, im »Großstadtrevier« sowie im »Tatort«. In dem Kinofilm »Whatever Happens Next« spielte er 2018 Klinger.
Schon bei »Hasta la Westler, Baby!« und »Halt’s Maul, Kassandra!« am Deutschen Theater arbeitete Lüdicke mit Regisseur Jürgen Kuttner. »Es kotzt mich an. Ihr Kroppzeug« beim Lausitz Festival führt die beiden erneut zusammen.
Jürgen Kuttner
Jürgen Kuttner ist ein deutscher Radiomoderator, Kulturwissenschaftler, Theaterregisseur und freier Kunstschaffender. Er war einer der langjährigen Moderatoren des Rundfunksenders Fritz und bei Radio Eins sowie Mitbegründer der ostdeutschen Ausgabe der »Tageszeitung«. Er wurde in Berlin geboren und wuchs dort auf. Er studierte Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität und promovierte 1988.
Bis zur Wende war er beim Verband Bildender Künstler der DDR beschäftigt. 1990 war er maßgeblich an der Gründung der Ostausgabe der »tageszeitung« beteiligt, für die er bis 1992 arbeitete. Seine Radio-Laufbahn begann Kuttner beim DDR-Jugendsender DT64, aus dem im Januar 1992 das Rockradio B des Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB) hervorging. 1993 entstand aus der Kooperation mit dem SFB der Radiosender Fritz. Bis Ende 2007 war die von Jürgen Kuttner moderierte Sprechfunk-Sendung ein fester Bestandteil des Sendeprogramms. Weitere Radio- und TV-Formate folgten bis 2022.
Neben seinen Sprechfunkabenden auf Fritz hielt Kuttner seit November 1996 monatlich sogenannte Videoschnipselvorträge unter dem Titel »Von Mainz bis an die Memel« an der Volksbühne Berlin. Durch seine kommentierten Videoschnipsel ist Kuttner mittlerweile überregional in Deutschland, Österreich und der Schweiz bekannt.
Seit mehreren Jahren wirkt Kuttner an verschiedenen Theaterprojekten als Regisseur, Autor sowie als Darsteller mit. Von 2020 bis 2022 leitete er zusammen mit Tom Kühnel das Augsburger Brechtfestival. Viele seiner Regieprojekte finden in enger Zusammenarbeit mit dem Regisseur Tom Kühnel als auch mit der Künstlerin und Puppenspielerin Suse Wächter statt.
Michael Höppner
Michael Höppner ist als Leitender Dramaturg Bühne beim Lausitz Festival beschäftigt. Er ist in die Programmgestaltung einbezogen und koordiniert und begleitet alle theatralen Festivalproduktionen.
Zudem arbeitet er bei ausgewählten Produktionen als Produktionsdramaturg und gestaltet einige Festivalveranstaltungen inszenatorisch. Seine Leidenschaft ist die Ermöglichung und Verwirklichung von darstellender Kunst, die ausgetretene Pfade verlässt, außergewöhnliche soziale Situationen herstellt und in der die Menschen ungeteilt das Leben in vollen Zügen genießen können.
Bis zum Ende der Saison 2023/24 war Michael Höppner Leitender Dramaturg des Musiktheaters, Stellvertretender Operndirektor und Regisseur am Deutschen Nationaltheater Weimar unter der Operndirektion von Andrea Moses. Er war Mitgründer und Ko-Direktor des Festivals »Passion :SPIEL -Weimarer Wochenenden für aktuelles Musiktheater« am DNT Weimar. 2024 wurde die Musiktheatersparte des DNT Weimar mit dem Preis der deutschen Theaterverlage ausgezeichnet. Enge künstlerische Partnerschaften verbinden ihn mit Opern- und Theaterregisseurin Andrea Moses, Komponistin Brigitta Muntendorf sowie Choreografin und Tänzerin Margaux Marielle-Tréhoüart.
Michael Höppner wurde in Berlin geboren, wo er Abitur machte, eine musikalische Ausbildung absolvierte und Theater-, Literatur- und Musikwissenschaft an der Freien Universität Berlin studierte. Dramaturgieassistenzen bei Inszenierungen von Frank Castorf, Christoph Marthaler und Martin Wuttke führten ihn zwischen 2003 und 2005 an die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Als Regieassistent u. a. von Christoph Schlingensief, Andrea Breth, Sebastian Hartmann, Jan Bosse, Stephan Kimmig, Roland Schimmelpfennig, Alvis Hermanis und Luc Bondy arbeitete er von 2007–2010 am Burgtheater Wien.
Zwischen 2011 und 2014 war Höppner Masterstudent der Musiktheaterregie an der Berliner Hochschule für Musik Hanns Eisler und arbeitet seit 2014 als freier Regisseur für zeitgenössisches Musiktheater, Oper und Schauspiel sowie als Dramaturg. Er war Mitbegründer, Chefregisseur und einer der künstlerischen Leiter des freien Musiktheaterensembles Opera Lab Berlin. Höppner lehrte zudem Musiktheaterdramaturgie an der TU Berlin und der HfM FRANZ LISZT Weimar, war mehrfach anderweitig als Dozent für Regie und Dramaturgie tätig und unterrichtet derzeit an der HfM »Hanns Eisler« in Berlin Regie.
Neben der Arbeit mit Opera Lab Berlin inszenierte Michael Höppner an der Volksbühne Berlin, dem Burgtheater Wien, dem Nordharzer Städtebundtheater, dem Theater Trier, dem Schauspiel Leipzig, der Deutschen Oper und der Staatsoper Berlin, der Neuköllner Oper, den Bayreuther Festspielen, der Hochschule für Musik und Theater Leipzig, der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin u. a. sowie bei Festivals des zeitgenössischen Musiktheaters (Münchener Biennale für zeitgenössisches Musiktheater, Eclat-Festival Stuttgart, Dresdner Kunstfest, Musiktheatertage Wien, Ultima Oslo, SPOR Arhus, Time of Music, November Music und Huddersfield Contemporary Music Festival).
Suse Wächter
Suse Wächter ist Puppenspielerin und Puppenbauerin. Die von ihr gefertigten realistischen Puppengesichter gleichen häufig historischen Persönlichkeiten. Sie arbeitet zudem als Regisseurin und entwirft eigene Stücke. Viele ihrer Inszenierungen zeichnen sich durch das Zusammenwirken von Puppen und Schauspielern sowie von Tanz und Musik aus.
Suse Wächters erste Begegnung mit dem Puppentheater war als Kind und Jugendliche im Zuschauerraum des Theaters Waidspeicher in Erfurt. Eigenen Aussagen zufolge war sie fasziniert von dem Zusammenspiel zwischen bildender und darstellender Kunst.
1988 begann sie, im Malsaal und in der Theaterplastik des Städtischen Bühnen Erfurt zu arbeiten und sammelte handwerkliche Erfahrungen. Diese vertiefte sie, als sie von 1990 bis 1992 mit einem Wanderzirkus durch Deutschland reiste, ehe sie 1992 ihr Studium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin begann. Hier erwarb sie 1996 ihr Diplom als Zeitgenössische Puppenspielerin. Schon während des Studiums arbeitete sie interdisziplinär mit Kommilitoninnen und Kommilitonen aus den Bereichen Regie, Schauspiel und Puppenspiel zusammen. Einige Mitglieder dieser Gruppe erhielten unmittelbar nach Abschluss des Studiums ein Engagement am Schauspiel Frankfurt, unter ihnen neben Wächter die späteren Stammregisseure Tom Kühnel und Robert Schuster.
Wächter arbeitete zudem unter anderem am TAT Frankfurt, am Thalia Theater Hamburg, an der Schaubühne Berlin, an der Volksbühne Berlin, an der Bayerischen Staatsoper München, am Schauspielhaus Zürich, dem Staatsschauspiel Hannover, dem Schauspiel Köln und bei den Salzburger Festspielen. Mit Jürgen Kuttner verbindet sie eine jahrzehntelange künstlerische Partnerschaft.
Matthias Trippner
Matthias Trippner studierte Schlagzeug und Klavier an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Internationale Festivals, Tourneen und Aufnahmen mit Künstlern wie RAD., Gitte Haenning, Stefan Raab, Conexiao Berlin, Christoph Titz und vielen anderen. Matthias Trippner ist seit über 20 Jahren Komponist für Theatermusik und Dokumentarfilm. Produktionen u.a. mit Regisseuren Tom Kühnel, Jürgen Kuttner, Thomas Ostermeier, Joachim Meyerhof, Joakim Demmer.
Torsten Pötzsch
Torsten Pötzsch wurde in Forst (Lausitz) in der DDR geboren, wuchs in Weißwasser auf und lebt dort bis heute. Der gelernte Bankkaufmann arbeitete für verschiedene Unternehmen und war u.a. Geschäftsführer der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft. Bei der Oberbürgermeisterwahl von Weißwasser/Oberlausitz im Jahr 2010 wurde er mit 54 % der abgegebenen Stimmen gewählt. Es folgte eine zweite Amtszeit ab 2017.
Pötzsch setzte sich für eine kreative, innovative und gemeinschaftliche Gestaltung des Strukturwandels und für den Zusammenhalt der Transformationsgesellschaft ein. Er war Mitglied des Kreistages sowie zahlreicher Gremien und Netzwerke, die er teils selbst initiierte.
Pötzsch wurde bundesweit bekannt und galt als einer der politisch und zivilgesellschaftlich engagiertesten Lokalpolitiker der Republik. Er stand in der Öffentlichkeit und wurde für seinen Einsatz mit Preisen ausgezeichnet. Aufgrund gezielt in Umlauf gebrachter Falschinformationen über ihn, andauernder Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen und aus persönlichen Gründen kandidierte er nicht mehr für eine dritte Amtszeit.
In der Rolle des Senators Menenius gibt Pötzsch, der mit Freunden eine mobile Diskothek betreibt und in seiner Freizeit als »DJ OB« auflegt, sein Theaterdebüt beim Lausitz Festival.
Mitwirkende
Stück und Regie Jürgen Kuttner
Dramaturgie Michael Höppner
Lichtdesign Marco Philipp
Maskenbild Lena Hofmann
Schauspiel (Coriolanus) Peter René Lüdicke
Puppenspiel Suse Wächter
Menenius Torsten Pötzsch
Musik Matthias Trippner
Forster Bürgerchor Susanne Bierholdt
Forster Bürgerchor Kateryna Dukhovych
Forster Bürgerchor Anja Erbsch
Forster Bürgerchor Markus Erbsch
Forster Bürgerchor Christa Kromke
Forster Bürgerchor Tracy Patterson-Förster
Forster Bürgerchor Frank Sensel
Forster Bürgerchor Heiner Steinmann
Forster Bürgerchor Saskia Stahn-Pfeifer
Forster Bürgerchor Barbara Störch
Forster Bürgerchor Gert Streidt
Forster Bürgerchor Manuela Trummer
Forster Bürgerchor Bodo Trummer
Veranstaltungsort
Veranstaltungsort Forster Hof, Forst
Adresse Cottbuser Str. 24, 03149 Forst (Lausitz)
