Literatur

Ein herrlicher Flecken Erde

Szenische Lesung aus Radka Denemarkovás Roman »Das Geld von Hitler« - Autorinnengespräch im Anschluss

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© Metod Bočko

Über die Veranstaltung

Beginn

19:30 Uhr

Ende

21:00 Uhr

Sie glaubte, die Hölle läge hinter ihr, als die sechzehnjährige Gita im Frühling 1945 aus dem Konzentrationslager Auschwitz kommend in ihr böhmisches Heimatdorf zurückkehrt. Aber es gibt für sie kein Ankommen. Der Familienbesitz wurde konfisziert; Menschen, die einst auf dem Gut und den Werkstätten ihres Vaters lebten und arbeiteten, bezichtigen die deutschsprachige jüdische Tochter eines tschechoslowakischen Staatsbürgers als Staatsfeindin.

Sechzig Jahre danach kehrt sie zurück, eine alte Dame, deren Wundmale nicht verheilen wollen. Das Gesetz hat die Familie endlich rehabilitiert. Frau Dr. Gita Lauschmanová verlangt Gerechtigkeit. Aber auch Jahrzehnte später werden die Fragen nach Schuld und Unschuld unterschiedlich beantwortet.

Der konzeptionelle Kontext, in dem sich die fünfte Festivalausgabe bewegt, zielt auf die Begegnung und den Umgang mit »dem Anderen« – hier stellt sich die politische Frage, aus welchem Anlass »das Andere« als das Fremde empfunden, klassifiziert und stigmatisiert wird.

Denemarkovás Roman richtet den Blick zurück auf ein Kapitel verdrängter deutsch-tschechischer Nachkriegsgeschichte. »Peníze od Hitlera« erschien 2006 in Tschechien und 2009 in deutscher Übersetzung unter dem Titel »Ein herrlicher Flecken Erde«. Die Neuausgabe unter dem Titel »Das Geld von Hitler« kam im Frühjahr 2024 auf den Buchmarkt. Der Roman wurde in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt – zuletzt ins Ukrainische – und als Theaterfassung von tschechischen Bühnen adaptiert.

Radka Denemarková trägt mit ihrer literarischen Stimme wesentlich zur kulturellen Identität Europas bei. In ihren ins Deutsche übersetzten Romanen tritt sie als kompromisslose Verfechterin der Menschenrechte und damit auch der Rechte von Frauen in Erscheinung. Die polnische Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk bezeichnet die Prosa von Denemarková als »Zauberspiegel«.

Im Anschluss an die Lesung findet ein Gespräch mit der Autorin statt.

 

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Autorin

Radka Denemarková

Radka Denemarková, geboren 1968, studierte an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität Prag Germanistik und Bohemistik. 1997 promovierte sie über die semiotische Problematik von Dramatisierungen. Später arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für tschechische Literatur der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik und war gleichzeitig Lektorin und Dramaturgin am Prager Divadlo na zábradlí (Theater am Geländer). Seit 2004 ist sie als freischaffende Schriftstellerin in Prag tätig.

Radka Denemarková – eine Reisende zwischen den Disziplinen – erhielt den »Odradek 2024«-Buchpreis zum Österreichischen Franz Kafka-Preis für ihren Roman »Stunden aus Blei«. Als einzige Preisträgerin bekam sie den prestigeträchtigen tschechischen Preis »Magnesia Litera« bereits viermal verliehen: für den besten Roman des Jahres (2005), das beste Sachbuch des Jahres (2008), die beste Übersetzung des Jahres (2011), Buch des Jahres (2019, »Stunden aus Blei«). Ideologisch unverblendet schreibt und provoziert die Autorin auch weiterhin: Ihr in Tschechien 2022 erschienener Xi-Jinping-Roman »Hodiny z olova« (»Stunden aus Blei) hat ihr ein Einreiseverbot in China eingetragen. Seit Dezember 2023 ist Radka Denemarková Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

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Schauspiel

Christine Hoppe

Christine Hoppe, Dresdnerin, studierte an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Seit 1991 ist sie festes Ensemblemitglied am Staatsschauspiel Dresden und spielte auf seinen Bühnen seitdem viele unterschiedliche, zumeist große Rollen. Sie verkörperte unter anderem Shen Te/Shui Ta in Brechts »Der gute Mensch von Sezuan« (Regie Ursula Karusseit), Ellida Wangel in Ibsens »Die Frau vom Meer« (Regie Tobias Wellemeyer), Roxane in »Cyrano de Bergerac« von Edmond Rostand (Regie András Fricsay Kali Son), die Judith in Hebbels gleichnamigem Stück sowie Rhodope in Hebbels »Gyges und sein Ring« (beides in der Regie von Klaus Dieter Kirst), Klytaimnestra in Aischylos’ »Die Orestie« (Regie Volker Lösch) sowie Martha in Albees »Wer hat Angst vor Virginia Woolf?« (Regie Paolo Magelli), Klara in Dürrenmatts »Der Besuch der alten Dame« (Regie Armin Petras), Eboli in Schillers »Don Carlos« (Regie Roger Vontobel) und Ranjewskaja in Tschechows »Der Kirschgarten« (Regie Tilmann Köhler).

Seit 2014 ist sie Trägerin des Antonia Dietrich Ringes.

Beim Lausitz Festival 2023 übernahm sie in der vielbeachteten szenischen Lesung des Briefwechsels von Brigitte Reimann und Christa Wolf »Sei gegrüßt und lebe« die Texte von Christa Wolf.

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Schauspiel

Thomas Eisen

Thomas Eisen, geboren in Wien, erhielt er seine Ausbildung am dortigen Konservatorium. Ab 1992 war er am Theater Junge Generation in Dresden engagiert und wechselte 1996 in das Ensemble des Staatsschauspiels. 2005 ging er an das Schauspiel Stuttgart, wo er mit den Regisseur:innen Karin Henkel, Friederike Heller und Volker Lösch zusammenarbeitete. Seit der Spielzeit 2009/2010 ist Thomas Eisen wieder Ensemblemitglied am Staatsschauspiel Dresden, wo er seither u. a. als Marat in Peter Weiss' »Marat/Sade« und als Jonathan Peachum in Brechts »Die Dreigroschenoper« (beides in der Regie von Friederike Heller), in den Uraufführungen von Dirk Lauckes »Für alle reicht es nicht« (Regie: Sandra Strunz) und René Polleschs »Kapital der Puppen« (Regie: René Pollesch),

in Shakespeares »Was ihr wollt« (Regie: Andreas Kriegenburg) und »Wie es euch gefällt« (Regie: Jan Gehler), in Hebbels »Die Nibelungen« (Regie: Sebastian Baumgarten) und in »Der abentheuerliche  Simplicissimus Teutsch« (Regie: Simon Solberg) zu sehen war. Außerdem spielte er in Volker Löschs Inszenierung »Der Tartuffe oder Kapital und Ideologie«, die 2022 zum Berliner Theatertreffen eingeladen war. Neben seiner Schauspielarbeit verfolgt Thomas Eisen eigene musikalische Projekte, z. B. mit seinen aktuellen Bands »Kaisermühlen« und »The Fineripps«.

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Mitwirkende

  • Lesung Radka Denemarková (Autorin)

  • Schauspiel Christine Hoppe

  • Schauspiel Thomas Eisen

  • Lesefassung und Moderation Heike Merten-Hommel

Veranstaltungsort

  • Veranstaltungsort Gleis 1 im Bahnhof Görlitz

  • Adresse Bahnhofstraße 76, 02826 Görlitz

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