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Lorenzo Soulès im Interview

© Sihoo Kim
Mit einem besonderen Abend trägt das Lausitz Festival zu den Internationalen Messiaen-Tagen Görlitz-Zgorzelec bei: »Poetische Federlese« (auf Polnisch »Poetiske wono«) heißt die Soiree am 26. April um 19 Uhr in der Rabryka in Görlitz.

Dabei geht es um ein Zusammentreffen aus Lyrik und Klaviermusik, genauer: Um Lyrik, in der von Freiheit und Gefangenschaft gesprochen wird, von Federn und von Vögeln. Zu den rezitierten Gedichten tritt eine Auswahl aus einer Sammlung von Klavierstücken von Olivier Messiaen, dem »Catalogue d’oiseaux«. Messiaen war zeitlebens fasziniert vom Vogelsang. Er hat ungemein viele dieser Gesänge zwischen Himmel und Erde notiert und in seinen Kompositionen verwendet. Der »Catalogue d’oiseaux« ist tatsächlich ein klingender Katalog von Vogelstimmen.

Die Rezitation der Gedichte übernimmt die Schauspielerin Martina Gedeck. Der französische Pianist Lorenzo Soulès übernimmt den Klavierpart. Im Interview spricht er über seinen Besuch in Görlitz und das Zusammentreffen mit Martina Gedeck, über die Bedeutung des Ortes für Messiaen und das Heute sowie über seine intensive Beziehung zu Messiaens Werken.

Ist dies Ihr erster Besuch in Görlitz?

Lorenzo Soulès: Dies wird tatsächlich mein erster Besuch in Görlitz sein. Glücklicherweise werde ich im Rahmen dieses Projekts einige Tage vor Ort verbringen. Ich freue mich sehr, dass ich Zeit habe, diese Stadt zu entdecken. 

Ihr Landsmann Olivier Messiaen musste hier während des Zweiten Weltkriegs ein Dreivierteljahr in deutscher Kriegsgefangenschaft verbringen. Im sogenannten Stammlager, Stalag VIII A, entstand sein »Quatuor pour la fin du temps«, das im Januar 1941 uraufgeführt wurde. Mit welchen Gefühlen reisen Sie jetzt, 85 Jahre später, nach Görlitz?

Lorenzo Soulès: Angesichts der aktuellen Lage in Europa ist es natürlich wichtig, sich an diese Ereignisse des letzten Jahrhunderts zu erinnern. Diese schienen noch vor wenigen Jahren so weit weg zu sein, und doch hat uns die Realität eingeholt. 

Welchen Platz nimmt Messiaens umfangreiches Klavierwerk in Ihrem Repertoire ein?

Lorenzo Soulès: In den letzten 15 Jahren hat Messiaen einen besonderen Platz in meinem Repertoire eingenommen. Dies begann während meines Studiums bei Pierre-Laurent Aimard, der mir eine tiefe Leidenschaft für diese Musik vermittelt hat. Sie hält bis heute an. Seitdem ist kein Jahr vergangen, in dem Messiaens Klavierwerk nicht in meinen Programmen auftauchte. Ich hoffe, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird und dass ich die Gelegenheit haben werde, weitere Stücke von ihm zu entdecken.

Die Erforschung neueren Repertoires, das von Messiaens Musik beeinflusst wurde, ist ebenfalls faszinierend! 

Wenn Sie jetzt im Frühling wieder die Vögel singen hören, denken Sie unweigerlich an Messiaen?

Lorenzo Soulès: Ich denke natürlich an ihn. Was mich am meisten beeindruckt ist dieses Gefühl der Freiheit, das man beim Hören dieser Vogelgesänge verspürt. Man versucht selbstverständlich, beim Spielen diese Freiheit wiederzufinden! 

Was ist Ihre Lieblingsstelle aus seinem »Catalogue d'Oiseaux«?

Lorenzo Soulès: Schwer zu sagen, es gibt so viele unglaublich einprägsame Stellen. Vielleicht das Ertönen der Sirene des Leuchtturms in der Nacht (Nr. XII Le courlis cendré).

Haben Sie schon mit Martina Gedeck zusammen auf der Bühne gestanden?

Lorenzo Soulès: Nein, das wird unsere erste Zusammenarbeit sein. Vor vielen Jahren habe ich einen ihrer Filme gesehen, »Das Leben der Anderen«, der mich sehr geprägt hat. Was für eine Überraschung, als ich erfuhr, dass ich an diesem Projekt mit ihr teilnehmen würde!

Worauf freuen Sie sich bei dieser Arbeit jetzt mit ihr am meisten?

Lorenzo Soulès: Die Teilnahme an fächerübergreifenden Projekten bietet immer eine wunderbare und wertvolle Möglichkeit, mehr über andere Formen des künstlerischen Ausdrucks zu erfahren. Ich bin der festen Überzeugung, dass es eine sehr bereichernde Erfahrung sein wird!